Seiten

Mittwoch, 9. März 2016

22

Gestern Abend: großer Organspende- und Transplantationsabend auf SAT 1. Dazu der Film "Zwei Leben. Eine Hoffnung", vollgestopft mit sogenannten ethischen Dilemmata. Gemeint sind ausweglose Pflichtenkollisionen, in denen die eine wie die andere Entscheidung als gut oder als böse, als richtig oder als falsch wahrgenommen werden kann - abhängig davon, welche Perspektive eingenommen wird. In seiner Botschaft ist der Film allerdings eindeutig: Organspendeausweis besorgen und ausfüllen. Nun ja - wenn diese elenden Pflichtenkollisionen nicht wären...

Grundsätzlich stehen wir mit diesem Thema auch vor der alten Frage, ob wir ethisch tatsächlich dürfen, was wir technisch können. Die Ethik sucht üblicherweise nach Normen für die Bearbeitung dieser Frage, die dem Schutz und der Förderung des Lebens dienlich sind und dabei einen Ausgleich bieten zwischen dem Wohl des Einzelnen und dem Wohl Aller. Nun kämpfen wir heute einerseits damit, dass Herkunft und Haltbarkeit derartiger Normen fragwürdig geworden sind. Zum anderen wird die Abwägung des sogenannten Wohls immer komplexer, weil alles, was wir können, immer auch als lebensdienlich interpretiert werden kann.
Die Fragen, die uns das Leben vorlegt oder die wir uns bei der Bearbeitung der Wirklichkeit allererst erschaffen, lassen sich nicht befriedigend auflösen. Aber vielleicht wäre uns schon geholfen, wenn wir einen Ausstieg finden würden aus der immer enger werdenden Spirale des Wohls und der Lebensdienlichkeit. Was wir im Sinne eines besseren Lebens technisch können und zugleich ethisch sollen, bindet uns gleichermaßen an die Weltwirklichkeit und wird in seiner wechselseitigen Forderungsdynamik immer massiver und undurchsichtiger. Technik und Ethik machen uns gleichermaßen zu Sklaven der Wirklichkeit. Das, was Freiheit genannt werden könnte, lässt sich mittlerweile kaum noch benennen.


Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen