Es gibt aber auch Menschen, und vielleicht nimmt ihre Zahl zumindest im Okzident zu, denen fehlt das religiöse oder metaphysische a priori. Sie können es nicht verhindern, dass ihnen diese oder jene Form der Entzauberung den Mantel der Religion oder der Metaphysik aufknöpft und von den Schultern reißt (vielen wird dieser Mantel heute nicht einmal mehr übergeworfen). Was darunter zum Vorschein kommt, ist entweder das, was Glaube genannt werden kann, oder es zeigt sich die Fratze rationaler und affektiver Abhängigkeiten, deren destruktive Wirkungen allenfalls noch durch eine hauchdünne und leicht verletzliche kulturelle Membran zurückgehalten werden. Glaube ist eine seltene Erscheinung, Glaubende leben üblicherweise fern voneinander. Was zunehmend Not bereitet, ist die wachsende Mehrheit der rational und affektiv Abhängigen, denen nicht einmal mehr eine robuste Kultur ein stabiles und verlässliches Gehege bietet.
Es gibt übrigens neben den Religiösen, den Metaphysikern, den Glaubenden und den Abhängigen noch recht eigentümliche Menschen, die sich gewissermaßen bindungslos zwischen den Fronten bewegen. Das sind die Skeptiker und die Pragmatiker. Sie verweigern sich jeder Schließung, oder sie lassen sich allenfalls auf vorläufige Schließungen ein. Mit ihnen gemeinsam lässt sich gut gegen Religion, Metaphysik und Abhängigkeit streiten. Der Kampf des Glaubens ist ihnen dagegen fremd. Die Freiheit des Glaubens allerdings auch.
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