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Dienstag, 11. Oktober 2016

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Kürzlich hat eine Dame, deren Bilder eines bestimmten Ereignisses ich kritisch zurückgewiesen hatte, gegenüber Dritten behauptet, sie habe mich daraufhin bewusst beleidigt.

Beleidigung ist ein starker repräsentativer Begriff, gerade in Deutschland eng verbunden mit dem ebenso starken repräsentativen Begriff der Ehre. Beleidigung meint die Verzerrung oder gar Verachtung einer Gültigkeit, die ein Mensch zu repräsentieren versucht. Oder sie meint die Behauptung, der Mensch repräsentiere eine bestimmte Gültigkeit bloß zum Schein, tatsächlich stehe er für eine andere, fragwürdige Gültigkeit.
Beleidigung, wie auch die Ehre, setzt immer Gültigkeit und Repräsentation voraus. Unter reservativen Interpretations- und Lebensbedingungen verliert dieser Begriff seine Macht. Vielleicht wird er sogar überflüssig. Was könnte jenseits der Gültigkeiten und Repräsentationen mit diesem Begriff noch gesagt oder gar bewirkt werden?
Aus reservativer Perspektive ist es nur allzu verständlich, dass Jesus vor Pilatus die Anklagen der Priester mit Schweigen beantwortete. Ihre Beleidigungen konnte er als aufgehoben und überwunden, als ungültig anschauen.

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