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Montag, 20. Juni 2016

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Kürzlich habe ich ein mögliches Bekenntnis reservativen Glaubens formuliert (Nr. 95). Darin nenne ich Gott auch Geist. „Ich glaube Gott, den Einen, als Geist. Er ist anders. Er ist verborgen. Ich vernehme Ihn nicht. Mein Verstehen bindet Ihn nicht. Von allem, was ist, darf ich frei sein. Für das, was ist, will ich da sein.“

Gott im reservativen Sinne als Geist zu glauben, befreit von den Ansprüchen weltwirklicher Gültigkeiten. Wer sich der Herrschaft des reservativen Geistes unterwirft, der erfährt diesen Geist als fruchtbar, der will nichts anderes mehr als Macht. Paulus formuliert: „Die Frucht aber des Geistes ist Liebe, Freude, Friede, Geduld, Freundlichkeit, Güte, Treue, Sanftmut, Keuschheit“ (Gal 5,22f).
Liebe und andere Früchte des Geistes sind unmittelbare Äußerungen des Willens zur Macht: des Innehaltens im Streit der Gültigkeiten und des Dienstes an der Weltwirklichkeit im Werden ihres Vergehens. Liebe und andere Früchte des Geistes meinen also weder religiöse oder metaphysische Pflichten noch sinnliche Antriebe oder deren Disziplinierung. Sie meinen Haltung und Praxis, die unmittelbar mit Ungültigkeitsglaube und reservativer Wirklichkeitsinterpretation gegeben sind.

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