Mensch und Welt treten ein in das Zeitalter einer tiefgreifenden Wirklichkeitstransformation, in das Zeitalter wissenschaftlicher, technischer, ökonomischer und politischer Revolutionen. Im 19. Jahrhundert werden aus weltwirklichen Möglichkeiten „säkulare Religionen“, „Diesseitigkeitsreligionen“, innerweltliche Absolutheiten, deren quasi-religiösen Verpflichtungen sich der Mensch zunehmend unterwirft, deren Forderungen er unbedingt nachzukommen versucht. Es werden ideologische Grundlagen geschaffen für das Phänomen der „politische Religionen“, für totalitäre Weltanschauungs- und Weltveränderungssysteme, die das Heil der Welt politisch herzustellen versprechen.
Nach der Euphorie die Ernüchterung. Das 20. Jahrhundert ist das Jahrhundert der tatsächlichen oder drohenden Großkatastrophen. Der Mensch muss feststellen, dass er sich verschätzt hat. Entwurf, Konstruktion und Transformation von Weltwirklichkeit lassen sich nicht beherrschen, sondern treiben hinein in wissenschaftliche, technische, ökonomische und politische Exzesse. Die Ursache-Wirkungs-Mechanismen der Weltwirklichkeit, die man in Gesetze zu fassen und zu nutzen versucht hat, sind doch deutlich komplexer und undurchschaubarer als angenommen. Letztlich lassen sie sich weder verstehen noch steuern. Ihr euphorischer Gebrauch führt die Weltwirklichkeit vielmehr an den Abgrund, stellt sie vor ihr unmittelbar mögliches Ende.
Dieses Ende schimmert bereits im ersten Weltkrieg auf, der Urkatastrophe des 20. Jahrhunderts, zugleich der Urkatastrophe des säkularen als ob Gottes. Es ist Karl Barth, der einen letzten Versuch unternimmt, den Gott der Moderne und seine Wirkungen durch eine radikalisierte Version des reformatorischen als ob Gottes einzufangen und zu überwinden. Dietrich Bonhoeffer ahnt jedoch ganz richtig, dass sich dieser Gott nicht reanimieren lässt. Das Gehäuse der Weltwirklichkeit hat sich mittlerweile verschlossen und ist ausgehärtet. Transzendente Götter und Gültigkeiten lassen sich nicht mehr überzeugend und wirksam behaupten – weder auf natürlichem noch auf offenbarungspositivistischem Wege. Bonhoeffer erprobt daher den Gedanken eines neuen etsi deus non daretur, eines neuen als ob nicht Gottes. Hatte Grotius mit seinem als ob nicht Gott noch dem säkularen als ob Gott den Weg bereitet, so will Bonhoeffer nun auch diesen Gott überwinden. Sein etsi deus non daretur soll die totale Gottverlassenheit der Weltwirklichkeit freilegen und einfordern. Die Vorstellung von der Ohnmacht Gottes soll dem Menschen seine eigene Ohnmacht und Hilfbedürftigkeit vor Augen stellen.
Bonhoeffer lässt mit seinem etsi deus non daretur alle religiösen und säkularen als ob Götter hinter sich, zugleich aber auch alle durch sie gegebenen Gültigkeiten. Damit nimmt er in gewissem Sinne postmoderne, insbesondere dekonstruktive Interpretationen vorweg. Hier werden religiöse Götter, säkulare Ideen und ihre jeweiligen allgemeinen Geltungsansprüche nicht nur als Illusion, sondern sogar als gefährlich entlarvt. Der als ob Gott der Moderne und der „wirkliche“ Gott seiner christlichen Herkunftsreligion werden der Brandstiftung überführt. Damit ist viel gewonnen, der Abgrund, den die Moderne vor sich aufgerissen hat, ist jedoch noch nicht zugeschüttet. Ist der Mensch bislang allgemeinen Göttern und Gesetzen gefolgt, so wird er nun einer individualisierten Vielfalt von Göttern und Gesetzen preisgegeben. Jeder Mensch folgt nun zunehmend seinen eigenen Göttern und Gesetzen, wird damit haltlos und ohnmächtig vom Strom der Wirklichkeitsgeschehnisse, vom Strom des Todes mitgerissen. Der Wirklichkeitsverlauf wird endgültig unabsehbar, der mögliche Tod wird endgültig unberechenbar.
Nach der Euphorie die Ernüchterung. Das 20. Jahrhundert ist das Jahrhundert der tatsächlichen oder drohenden Großkatastrophen. Der Mensch muss feststellen, dass er sich verschätzt hat. Entwurf, Konstruktion und Transformation von Weltwirklichkeit lassen sich nicht beherrschen, sondern treiben hinein in wissenschaftliche, technische, ökonomische und politische Exzesse. Die Ursache-Wirkungs-Mechanismen der Weltwirklichkeit, die man in Gesetze zu fassen und zu nutzen versucht hat, sind doch deutlich komplexer und undurchschaubarer als angenommen. Letztlich lassen sie sich weder verstehen noch steuern. Ihr euphorischer Gebrauch führt die Weltwirklichkeit vielmehr an den Abgrund, stellt sie vor ihr unmittelbar mögliches Ende.
Dieses Ende schimmert bereits im ersten Weltkrieg auf, der Urkatastrophe des 20. Jahrhunderts, zugleich der Urkatastrophe des säkularen als ob Gottes. Es ist Karl Barth, der einen letzten Versuch unternimmt, den Gott der Moderne und seine Wirkungen durch eine radikalisierte Version des reformatorischen als ob Gottes einzufangen und zu überwinden. Dietrich Bonhoeffer ahnt jedoch ganz richtig, dass sich dieser Gott nicht reanimieren lässt. Das Gehäuse der Weltwirklichkeit hat sich mittlerweile verschlossen und ist ausgehärtet. Transzendente Götter und Gültigkeiten lassen sich nicht mehr überzeugend und wirksam behaupten – weder auf natürlichem noch auf offenbarungspositivistischem Wege. Bonhoeffer erprobt daher den Gedanken eines neuen etsi deus non daretur, eines neuen als ob nicht Gottes. Hatte Grotius mit seinem als ob nicht Gott noch dem säkularen als ob Gott den Weg bereitet, so will Bonhoeffer nun auch diesen Gott überwinden. Sein etsi deus non daretur soll die totale Gottverlassenheit der Weltwirklichkeit freilegen und einfordern. Die Vorstellung von der Ohnmacht Gottes soll dem Menschen seine eigene Ohnmacht und Hilfbedürftigkeit vor Augen stellen.
Bonhoeffer lässt mit seinem etsi deus non daretur alle religiösen und säkularen als ob Götter hinter sich, zugleich aber auch alle durch sie gegebenen Gültigkeiten. Damit nimmt er in gewissem Sinne postmoderne, insbesondere dekonstruktive Interpretationen vorweg. Hier werden religiöse Götter, säkulare Ideen und ihre jeweiligen allgemeinen Geltungsansprüche nicht nur als Illusion, sondern sogar als gefährlich entlarvt. Der als ob Gott der Moderne und der „wirkliche“ Gott seiner christlichen Herkunftsreligion werden der Brandstiftung überführt. Damit ist viel gewonnen, der Abgrund, den die Moderne vor sich aufgerissen hat, ist jedoch noch nicht zugeschüttet. Ist der Mensch bislang allgemeinen Göttern und Gesetzen gefolgt, so wird er nun einer individualisierten Vielfalt von Göttern und Gesetzen preisgegeben. Jeder Mensch folgt nun zunehmend seinen eigenen Göttern und Gesetzen, wird damit haltlos und ohnmächtig vom Strom der Wirklichkeitsgeschehnisse, vom Strom des Todes mitgerissen. Der Wirklichkeitsverlauf wird endgültig unabsehbar, der mögliche Tod wird endgültig unberechenbar.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen