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Samstag, 29. Mai 2021

746

Noch einmal Welt in Stücken (siehe Nr. 744). Der Einzelne soll als unendlich fragmentiertes Fragment begriffen werden. Was ereignet sich dann im Einzelnen in der unvermittelten Begegnung mit sich selbst als Wirklichkeit, mit anderen Einzelnen als Wirklichkeit und mit der Wirklichkeit außerhalb seiner selbst?

Die schlichte Antwort: Das können wir nicht sagen. Das lässt sich nicht angeben, nicht bezeichnen. Wir können uns allenfalls grob abstrahierender, grobschlächtig verallgemeinernder Begriffe wie Angst oder Staunen bedienen, um uns dem, was in der Begegnung geschieht, wenigstens einen ersten Schritt anzunähern. Und doch ist dies noch nicht einmal eine Annäherung. Wenn die Begegnung den Einzelnen ängstigt, dann ängstigt ihn immer seine je eigene Angst, und selbst diese Angst ist so unendlich fragmentiert, dass der Einzelne seine je eigene Angst allenfalls an der Oberfläche völlig unzureichend und immer irgendwie unzutreffend bezeichnen kann.
Wenn dies so ist: Ist dann nicht zugleich der Gedanke geradezu absurd, der Einzelne könne so etwas wie Identität haben oder herstellen? Ist mehr noch der Gedanke absurd, es gäbe so etwas wie eine Identität vieler Einzelner oder diese Identität ließe sich konstruieren? Wie aber dann existieren, als Einzelner und als Einzelner unter Einzelnen? Wie existieren, wenn Kultur immer nur Kleister ist, der letztlich nicht verbindet, nicht zusammenhält? Wie existieren, wenn die Alternative des Krieges der Einzelnen (in die wir heute im Okzident unter dem uns allein noch bleibenden Diktat der Pluralität hineintreiben) keine Alternative sein kann und darf?



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