Bei Nietzsche die tragisch-komische Beobachtung: Erfahrung ist das, was wir machen, während wir es eigentlich brauchen.
Im Als ob nicht existierend, sind wir in gewissem Sinne nicht mehr auf Erfahrung angewiesen. Jede gegenwärtige und jede kommende Wirklichkeit ist veränderte, andere Wirklichkeit. Was sollte uns also Erfahrung helfen?
Reservation ist nicht Rückgriff auf Erfahrung. Reservation ist unausgesetzte, aufmerksame, unermüdliche Rekapitulation. Selbsterinnerung an die wesentliche Fiktion der Ungültigkeit, an das geglaubte Aufgehoben- und Überwundensein alles gegenwärtigen und kommenden Wirklichen. Damit sind Verwirrung und Verirrung in der Handhabung des jeweils Wirklichen nicht ausgeschlossen. Aber selbst Verwirrung und Verirrung dürfen als aufgehoben und überwunden geglaubt werden.
Augenblicklich übe ich mich noch einmal eindringlich in Rekapitulation. Dabei greife ich auch auf jenen Text zurück, der mir Jahre eigenen Suchens und Denkens erspart hat: auf Agambens Römerbriefkommentar. Mir ist kein Text bekannt, der dem paulinischen Messianismus in vergleichbarer Weise nahekommt. Leider verharrt Agamben zuletzt schaudernd (vielleicht auch selbstherrlich) auf der Schwelle, scheut vor Sprung und Konsequenz zurück. Aber wer könnte es ihm verdenken. Er müsste bereit werden, alles loszulassen und nachzufolgen.
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