Zu Nr. 718: Im Grunde genommen zwingt uns unsere gegenwärtige Situation in eine jesuanische Kehre. Alles Denken, das in die Öffentlichkeit, in die öffentliche Vermittlung und (politische) Relevanz strebt, ist irregeleitetes und irreleitendes Denken. Der jesuanische Weg führt nicht in die Öffentlichkeit, sondern in die Unmittelbarkeit der Begegnung. Messianische Existenz lässt sich nicht vermitteln – schon gar nicht durch Sprache, durch Text. Sie bedarf, damit sie als solche (zuletzt vielleicht auch subversiv politisch) relevant und wirksam werden kann, der gewinnenden Unmittelbarkeit (soweit man im Wirklichen überhaupt von so etwas wie Unmittelbarkeit sprechen kann).
Wir verlassen den jesuanischen Weg dann, wenn wir – wie die ersten Jünger Jesu selbst – damit beginnen, jesuanische Geschichten festzuhalten und diese Geschichten theologisch zu abstrahieren. Wir verlassen diesen Weg vollends, wenn wir – wie das Christentum es eindrücklich vorgeführt hat – die messianische Existenz dogmatisch und moralisch auszuformulieren und institutionell einzukerkern versuchen.
Eine zweifache Kurskorrektur, besser: Kursklärung steht für mich an. Die Wendung hin zu einer verschärften Unmittelbarkeit der inneren und äußeren Begegnung.
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