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Mittwoch, 8. April 2020

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Nun, wo die Politik notgedrungen über Rückwege in die angestrebte Normalität nachdenken muss, spätestens jetzt wird sie notgedrungen differenzieren, wird sie diskriminieren müssen.
In dieser Lage liegen die Grenzen, ja die Unhaltbarkeiten unserer Lebensideale offen vor Augen. Gerade auch das eine, alles begründende Ideal der Menschenwürde mündet nun unvermeidlich in eine Aporie (und nicht etwa bloß in ein irgendwie noch handhabbares Dilemma), in eine unschließbare Offenheit, in eine Weglosigkeit, in eine Unentscheidbarkeit. Wir werden aber politisch und gesellschaftlich nicht daran vorbeikommen zu entscheiden. Und das bedeutet Fürchterliches: Wir werden Tote und wahrscheinliche Tote zählen und gegeneinander aufwiegen müssen. Schlimmer, schrecklicher noch: Wir werden gezwungen sein, über verzichtbar und unverzichtbar nachzudenken.
Die Frage, die sich uns damit in dramatischer Weise stellt: Was, wenn Wirklichkeit und Wirklichkeitsentwicklung unsere religiös oder säkular hinterlegten Lebensideale destruieren? Damit ist zugleich die fundamentale Frage nach unserem Wirklichkeitsverständnis überhaupt gestellt. Die Konfrontation mit dem Coronaereignis fordert von uns erneut und nun noch einmal unübersehbar eine Revolution, eine Umwälzung, eine Umkehrung unseres Wirklichkeitsverständnisses. Ich bin mir jedoch ziemlich sicher, dass wir diese Forderung übersehen und überhören werden. Wir werden zur Normalität zurückkehren – wie auch immer diese dann aussehen wird.

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