In diesem Sinne halte ich das messianische Ereignis und seine Bezeugung, Begründung und Auslegung in der christlichen Heiligen Schrift für irrelevant. Das messianische Ereignis und die Heilige Schrift geben uns Symbole, Gleichnisse und Interpretationen an die Hand, die uns dabei helfen können, uns über das Ungültigkeitsverhältnis von Gotteswirklichkeit und Weltwirklichkeit Aufklärung zu verschaffen. Und vielleicht ist dieser Aufklärung kein anderes Gleichnis dienlicher, als das Gleichnis von Kenosis, Inkarnation, Kreuzigung, Auferstehung und Himmelfahrt des Messias.
Aber (erstens): Das Gleichnis selbst wirkt nicht die Ungültigkeit, und der Glaube an das Gleichnis ist schon gar nicht Bedingung der Ungültigkeit.
Und (zweitens): Hat das Gleichnis seine aufklärende Absicht erreicht, dann tritt es in den Hintergrund, wird irrelevant, dient allenfalls noch der Erinnerung und Bestärkung.
Im als ob nicht des Ungültigkeitsglaubens ist alles aufgeklärt, was aufzuklären ist. Der Ungültigkeitsglaube hält sich daher nicht mehr an Symbole und Gleichnisse, auch nicht mehr an heilige Ereignisse, nicht an heilige Menschen und nicht an heilige Schriften. Er distanziert sich vielmehr von ihnen, weil sie Ungültigkeitsaufklärung geradezu verhindern können.
Es muss vielleicht noch einmal daran erinnert werden, dass Jesus selbst Gleichnisse gebraucht, um zu verschleiern, zu verbergen, Aufklärung unmöglich zu machen (Mt 13,13; Mk 4,12). Und Jesus ärgert sich über seine Jünger, deren Abstraktionsfähigkeit schon an den einfachsten Gleichnissen scheitert (Mk 4,13; 7,18). Die Jünger bleiben am Symbol hängen und wissen noch nicht einmal auf der Symbolebene recht zu interpretieren.
Das Christentum macht aus dieser Schwäche eine Religion. Dem messianischen Ereignis wird wirklichkeitstransformierende Kraft zugeschrieben, und ausgewählte Interpretationen dieses Ereignisses werden in den Status göttlicher Offenbarung erhoben. Das Symbol wird so zur Sache selbst, und auch unbeholfene erste Versuche, das Symbol zu interpretieren, werden als ewige göttliche Wahrheit vorgeschrieben. Damit ist jede Ungültigkeitsaufklärung geradezu dogmatisch unterbunden.
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