Zwar haben wir die erste moderne Naivität mittlerweile verloren: Gerade in der naturwissenschaftlichen Forschung stellen wir zunehmend fest, dass wir immer mehr vernehmen, aber immer weniger sicher erklären und beherrschen können. Es erscheint immer erstaunlicher, dass die Wirklichkeit so läuft, wie sie läuft – und dies in einem für uns einigermaßen überschaubaren Zeitraum sogar halbwegs verlässlich. Allerdings weigern wir uns mit guten Gründen, die letzte Unerklärlichkeit und Unbeherrschbarkeit der Weltwirklichkeit für Gott oder das Göttliche freizuhalten. Was wäre damit auch gewonnen? Dieser Gott wäre nicht mehr als ein „deus ex machina“ (Bonhoeffer), der sich bloß noch am Rande von Sein und Existenz als das Allerletzte verorten ließe, in der Mitte des Stroms der weltwirklichen Geschehnisse jedoch völlig bedeutungslos bliebe.
Gott als transzendenter Gültigkeitsstifter ist für die säkulare Moderne aus der Wirklichkeit ausgeschlossen und nicht mehr von Belang. Religiöser Glaube, die Annahme einer gültigen und weltwirklich relevanten Gotteswirklichkeit, muss daher als pure Spekulation erscheinen, als romantisches oder ängstliches „Opfer des Intellekts“ (Max Weber), als willkürliche Behauptung, die unerhebliche Nichtwirklichkeit Gottes sei weltwirklich erhebliche Wirklichkeit. In der Selbstwahrnehmung des religiösen Glaubens ist es jedoch anders. Religiöser Glaube knüpft immer an vernehmbaren Weltwirklichkeiten an und schließt von hier ausgehend auf eine dahinter oder darüber liegende Gotteswirklichkeit, die in irgendeiner Gültigkeitsbeziehung steht zur unmittelbar vernehmbaren Weltwirklichkeit.
Für die Anknüpfungen des religiösen Glaubens gilt ganz allgemein: Werden Weltwirklichkeit und Gotteswirklichkeit als wesentlich ähnlich und verbunden angenommen, so lassen sich Gott und göttliche Gültigkeiten weitgehend aus der rationalen Aufarbeitung weltwirklicher Gültigkeiten rekonstruieren. Auch können sie in der Weltwirklichkeit repräsentativ abgebildet werden – dogmatisch, ethisch, personell, institutionell. Das ist zum Beispiel der religiöse Glaube des römischen Christentums. Werden dagegen Weltwirklichkeit und Gotteswirklichkeit als wesentlich unterschiedlich und getrennt angenommen, so setzt die Ableitbarkeit Gottes und seiner Gültigkeiten göttliche Gnade und Offenbarung voraus. Gott selbst muss die Voraussetzung dafür schaffen, dass er und seine Gültigkeiten in der Weltwirklichkeit vernommen und relevant werden können. Was Gott gnädig offenbart, wird dann weltwirklich vernehmbarer Anknüpfungspunkt für die Rekonstruktion dessen, wie Gott zu begreifen, wie die Welt zu verstehen und was in der Welt zu tun oder zu lassen ist. Dabei geht es jedoch nicht um eine repräsentative Abbildung und Realisierung des Göttlichen. Es geht allein um den geeigneten Umgang mit der vom Göttlichen unterschiedenen Weltwirklichkeit. Das ist zum Beispiel der religiöse Glaube des reformatorischen Christentums.
Die in der säkularen Moderne üblich gewordene Annahme, religiöser Glaube fordere das Opfer der Vernunft, fordere die weltwirklich relevante Wahrnehmung einer Wirklichkeit, die gar nicht wahrzunehmen sei, ist so gesehen falsch. Gerade auch das religiöse Christentum hängt sich immer an etwas Wahrnehmbares, an bestimmte Weltwirklichkeiten. Daraus leitet es dann ganz vernünftig bestimmte Gültigkeiten ab. Grundsätzlich unterscheidet sich also das religiöse Christentum gar nicht von der säkularen Moderne. Es beschreitet lediglich andere Interpretationswege. Und gerade deshalb ist es gegenwärtig bestenfalls Teil des Problems – nicht Teil der Lösung. Die Wirklichkeitsmacht, die wir heute dringend benötigen, kann uns das religiöse Christentum nicht bieten. Diese Macht lässt sich wohl allein noch im paulinischen Glauben finden.
Gott als transzendenter Gültigkeitsstifter ist für die säkulare Moderne aus der Wirklichkeit ausgeschlossen und nicht mehr von Belang. Religiöser Glaube, die Annahme einer gültigen und weltwirklich relevanten Gotteswirklichkeit, muss daher als pure Spekulation erscheinen, als romantisches oder ängstliches „Opfer des Intellekts“ (Max Weber), als willkürliche Behauptung, die unerhebliche Nichtwirklichkeit Gottes sei weltwirklich erhebliche Wirklichkeit. In der Selbstwahrnehmung des religiösen Glaubens ist es jedoch anders. Religiöser Glaube knüpft immer an vernehmbaren Weltwirklichkeiten an und schließt von hier ausgehend auf eine dahinter oder darüber liegende Gotteswirklichkeit, die in irgendeiner Gültigkeitsbeziehung steht zur unmittelbar vernehmbaren Weltwirklichkeit.
Für die Anknüpfungen des religiösen Glaubens gilt ganz allgemein: Werden Weltwirklichkeit und Gotteswirklichkeit als wesentlich ähnlich und verbunden angenommen, so lassen sich Gott und göttliche Gültigkeiten weitgehend aus der rationalen Aufarbeitung weltwirklicher Gültigkeiten rekonstruieren. Auch können sie in der Weltwirklichkeit repräsentativ abgebildet werden – dogmatisch, ethisch, personell, institutionell. Das ist zum Beispiel der religiöse Glaube des römischen Christentums. Werden dagegen Weltwirklichkeit und Gotteswirklichkeit als wesentlich unterschiedlich und getrennt angenommen, so setzt die Ableitbarkeit Gottes und seiner Gültigkeiten göttliche Gnade und Offenbarung voraus. Gott selbst muss die Voraussetzung dafür schaffen, dass er und seine Gültigkeiten in der Weltwirklichkeit vernommen und relevant werden können. Was Gott gnädig offenbart, wird dann weltwirklich vernehmbarer Anknüpfungspunkt für die Rekonstruktion dessen, wie Gott zu begreifen, wie die Welt zu verstehen und was in der Welt zu tun oder zu lassen ist. Dabei geht es jedoch nicht um eine repräsentative Abbildung und Realisierung des Göttlichen. Es geht allein um den geeigneten Umgang mit der vom Göttlichen unterschiedenen Weltwirklichkeit. Das ist zum Beispiel der religiöse Glaube des reformatorischen Christentums.
Die in der säkularen Moderne üblich gewordene Annahme, religiöser Glaube fordere das Opfer der Vernunft, fordere die weltwirklich relevante Wahrnehmung einer Wirklichkeit, die gar nicht wahrzunehmen sei, ist so gesehen falsch. Gerade auch das religiöse Christentum hängt sich immer an etwas Wahrnehmbares, an bestimmte Weltwirklichkeiten. Daraus leitet es dann ganz vernünftig bestimmte Gültigkeiten ab. Grundsätzlich unterscheidet sich also das religiöse Christentum gar nicht von der säkularen Moderne. Es beschreitet lediglich andere Interpretationswege. Und gerade deshalb ist es gegenwärtig bestenfalls Teil des Problems – nicht Teil der Lösung. Die Wirklichkeitsmacht, die wir heute dringend benötigen, kann uns das religiöse Christentum nicht bieten. Diese Macht lässt sich wohl allein noch im paulinischen Glauben finden.
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