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Donnerstag, 26. Mai 2016

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Giorgio Agamben grenzt in seinem Römerbrief-Kommentar das paulinische als ob nicht zu Recht ab von der Als-ob-Störung eines Borderline-Patienten. Nicht-pathologische Als-ob-Störungen lassen sich durchaus in christlich-religiösen Kontexten beobachten. Da wird nicht selten individuell oder kollektiv eine fromme Scheinwelt entworfen, in der sich die erheblichen Herausforderungen der Weltwirklichkeit gut ignorieren und massive Persönlichkeitsprobleme gut verbergen lassen. Der paulinisch Glaubende dagegen hat die Sünde, die Strukturen und Mechanismen der Welt, nüchtern durchschaut und nimmt mit seinem als ob nicht den Kampf auf – und dies nicht allein, wie Agamben es annimmt, in politischer, sondern in ontologischer und existenzialer Dimension. Paulus geht es nicht (bloß) um politische Freiheit, sondern um Freiheit von sich selbst und der Weltwirklichkeit überhaupt.

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