Seiten

Mittwoch, 22. Mai 2019

473

Nach dem Besuch mancher kirchlichen Gottesdienste sehne ich mich geradezu nach dem Kulturabbruch. Danach, dass dergleichen endgültig dem Vergessen überantwortet wird. Andererseits: Wenn ich gemeinsam mit Studierenden in Lektüreseminaren Max Webers Protestantische Ethik zu erschließen versuche, dann erlebe ich bei diesen den Kulturabbruch als bereits vollzogen. Keinerlei Sensibilitäten mehr für religiöse Begründungen und Rationalitäten. Und dann bin ich mir nicht sicher, ob ich mich freuen oder ob ich trauern soll. Trauern über die durchaus gefährliche Ohnmacht gegenüber der Religion. Trauern auch über die Unfähigkeit, die eigene kulturelle und gesellschaftliche Lage, sogar sich selbst in seinem Gewordensein und Sosein auch nur halbwegs zu verstehen.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen