Und doch (gegen Adorno): Es gibt ein richtiges (prophetisches) Leben im falschen (priesterlichen) Leben. Es gibt ein richtiges Interpretieren, eine richtige Praxis und sogar ein richtiges Sprechen – mitten im falschen Interpretieren, mitten in falscher Praxis, mitten in falschem Sprechen. Das Irritierende, ja, Enttäuschende am richtigen Leben im falschen ist allerdings: Es ist nicht auffällig, nicht trotzig, nicht widerständig, nicht revolutionär. Wer richtig im falschen Leben lebt, der lebt (mit Kierkegaard) „strenger und zurückgezogener […] als ein Mädchen in seinem Jungfernzwinger“, der kann unter bürgerlichen Bedingungen durchaus den Anschein der „Spießbürgerlichkeit“ erwecken (siehe Nr. 158).
Richtiges Leben im falschen ist ein „ruhiges und stilles Leben“ im (pseudo-)paulinischen Sinne (1 Tim 2,2). Dieses Leben (um an Wittgensteins Unterscheidung anzuknüpfen) kann kein (repräsentatives) Sagen mehr sein. Es ist allenfalls noch ein Zeigen. Ein Zeigen jedoch nicht dessen, was der Fall ist, sondern ein Zeigen des als ob nicht dessen, was der Fall ist.
Leben als ein Zeigen des nicht Zeigbaren. Das ist prophetisches, das ist reservatives Leben.
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