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Montag, 20. Mai 2019

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Ob es an sich eine Welt, ob es eine Welt an sich gibt, können wir nicht wissen. Als Menschen haben wir eine Welt immer bloß durch Sprache (nicht etwa schon durch eine vermeintliche Unmittelbarkeit der Anschauung). Welt ist immer eine sprachlich abgebildete oder sprachlich konstruierte Welt. Die Welt, die wir haben, ist also immer bloß das Symbolsystem einer möglichen Welt, eine Fiktion, ein als ob. Wenn uns die Welt, die wir in Sprache als Fiktion haben, verloren geht, dann haben wir nichts mehr (das ist im Grunde genommen der Zustand, auf den Wittgensteins Tractatus hinausläuft). Dieser Zustand könnte die Geburtsstunde reservativer Interpretation sein, einer Interpretation, die keine Welt mehr haben muss. Doch das Weltbedürfnis, das uns als sprachbegabten, als zum Sprechen verurteilten Wesen eigentümlich ist, ist übermächtig. Es ist so mächtig, dass wir nach dem Verlust der fiktional gegebenen oder geschaffenen Welt sogar bereit sind, uns in virtuelle Welten zu flüchten und uns damit zu befriedigen.

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