Ich will nicht ausschließen, will es sogar hoffen, dass Einzelne sich auf die Suche machen nach einer veränderten Interpretation des Wirklichen, nach einer neuen inneren Unabhängigkeit vom Wirklichen und seinen Verheißungen, nach einer veränderten Handhabung des Wirklichen.
Als Massenerscheinung sehe ich diese Bewegung jedoch nicht. Obwohl das Corona-Ereignis als solches durchaus eine günstige, weil irritierende Atmosphäre geschaffen hat. Unser großes spätmodernes Projekt globaler Vergesellschaftung, globaler Politik und globalen Wirtschaftens ist unübersehbar in Frage gestellt. Vorstellung und Praxis globalen Lebens sind sichtlich infiziert. Alles, wirklich alles hatten wir darauf ausgerichtet, global zusammenzurücken, uns global engmaschig zu vernetzen. Und nun werden wir plötzlich auseinander getrieben wie eine Herde Schafe, die keinen Hirten hat und unter die der Wolf gefahren ist wie der Leibhaftige. Babel lässt grüßen.
Von der momentan durch Medien und Netze grassierenden, oft allzu wichtigtuerisch und selbstverliebt zur Schau gestellten Solidarisierung darf man sich nicht täuschen lassen. Eine bloß virtuelle und bloß flüchtige Erscheinung.
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