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Montag, 3. April 2017

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„Der Löwe brüllt, wer sollte sich nicht fürchten? Gott redet, wer sollte nicht Prophet werden?“ (Amos 3,8).

Wie und warum noch Prophet eines Gottes sein, der verstummt ist? Wie und warum noch prophetisch reden in einer Zeit, in der das ganz Andere sich nicht mehr vernehmen lässt? In der kein Ruf mehr zu hören ist? Die Zahl derjenigen ist schon groß genug, die reden und weissagen, ohne gerufen zu sein.
Vielleicht ist die Zeit gekommen, in der das, was aufhält, hinweggetan wird (2 Thes 2,7), oder apokalyptischer: in der sich der vermeintliche Aufhalter als der eigentliche Anomos erweist. Vielleicht ist die Zeit gekommen, in der es besser ist zu schweigen, in die Berge zu fliehen (Mk 13,14) und den Dingen ihren Lauf zu lassen?
Einer der bedeutendsten Propheten der Neuzeit, Hans Blumenberg, soll auf die Frage nach dem Warum seines Schreibens geantwortet haben: „Für wen eigentlich?“

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