Eines der Bücher trägt den Titel: „Versuch, die Jugend zu verderben“. Der Klappentext: „‚Die Jugend verderben‘ heißt: darauf hinarbeiten, dass die Jugend nicht die vorgegebenen Pfade einschlagen muss, dass sie sich nicht widerstandslos den Vorgaben der Gesellschaft ergeben muss, dass sie etwas Neues erfinden und eine andere Sichtweise auf das entwickeln kann, was sie für das wahre Leben hält.“
Der Text erinnert mich merkwürdig an die „Kinderstunden“ in der Baptistengemeinde meiner Kindheit. Unter Anleitung unserer„Kindertanten“ haben wir hier in den 1970er Jahren ein Lied gesungen, dass mich auch später mit seiner unausgesprochenen Frage nicht losgelassen hat: das Lied vom lebendigen Fisch (Margret Birkenfeld). „Sei ein lebendger Fisch, schwimme doch gegen den Strom! Auf, und wag es frisch: Freude und Sieg ist dein Lohn. Nur die toten Fische schwimmen immer mit dem Strom, lassen sich mit allen andern treiben, haben weder Kraft noch Mut, was anderes zu tun, wollen in der großen Masse bleiben.“ Mit Badiou formulierend würde ich heute sagen, Menschen wie Margret Birkenfeld haben mich schon in der Kindheit verdorben. Sie haben die Frage nach dem Anderssein in mir stark werden lassen. Und eins ist mir über die Jahre immer deutlicher geworden: Anderssein meint weder anarchischen Trotz noch strenge Moralität.
Anmerkung: Wie bezeichnend, dass uns heute linke Theoretiker in Erinnerung rufen müssen, was wir früher bei baptistischen Kindertanten lernen konnten.
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