Wenn allerdings diese Erinnerung in ihrer Perpetuierung gerinnt und wenn dabei die Erinnerung an das einzigartig Böse, selbst die Erinnerung an den Widerstand gegen das einzigartig Böse, zuletzt allein noch dem Zweck dient, das dem einzigartig Bösen Folgende als das einzigartig Gute zu behaupten und abzusichern, dann werden die Behauptung der Einzigartigkeit des Bösen und die Erinnerung daran selbst zur Gefahr. Weil sie den Blick auf das Böse im folgenden Guten verstellen, weil sie vor allem den Blick auf die natürliche und kulturelle Anfälligkeit verstellen, die sowohl das einzigartig Böse als auch das folgende, vermeintlich einzigartig Gute möglich gemacht hat.
Die natürliche und kulturelle Anfälligkeit der Deutschen ist der allzu leichtfertige Gehorsam gegenüber dem jeweils als gültig auftretenden Allgemeinen. Daran hat sich in den vergangenen 75 Jahren nur wenig geändert.
Eine Überlegung am Rande: Auch der deutsche militärische Widerstand rund um Claus Schenk Graf von Stauffenberg ist bei der Planung des Tötungsversuchs einem Allgemeinen gefolgt, war mit dem Tötungsversuch auf ein Allgemeines aus – auf ein Allgemeines, das rückblickend glücklicherweise nicht wirklich geworden ist. Und damit stellt sich auch hier die alte normative Frage: Wenn man nicht will, worauf Menschen hinaus wollen, kann, darf man dann dennoch bewundern, was sie tun?
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