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Donnerstag, 18. Juli 2019

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Was der Fromme nicht glaubt: Er glaubt nicht, dass seine Interpretationen, seine Empfindungen und sein Praxis sehr viel mit seiner Natur, seiner Erziehung und seinem kulturellen Herkunftskontext zu haben – nur sehr wenig aber oder auch gar nichts mit Gott. Er glaubt nicht, dass er gerade in dem, worin er sich Gott nahe wähnt, Gott ausgesprochen fern ist.
Der Fromme glaubt nicht an die eigene Gottlosigkeit, an die Gottlosigkeit der Weltwirklichkeit in der eigenen Person. Sie ist ihm unerträglich. Es gibt einen positiven Zusammenhang zwischen der Unfähigkeit, die Gottlosigkeit der Welt zu ertragen, und religiöser Musikalität.

Anmerkung: Säkular gewendet gibt es selbstverständlich auch einen positiven Zusammenhang zwischen der Unfähigkeit, den Nihilismus, die Nichtigkeit des Wirklichen zu ertragen, und metaphysischer Musikalität. Also der Neigung, Ideen und Idealen, metaphysischen Erzählungen unterschiedlichster Art anzuhängen.

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