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Donnerstag, 18. Juli 2019

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Subjekt, Person, Individuum – allzu gerne glauben wir, dass diese und ähnliche Begriffe, mit deren Hilfe, von denen ausgehend wir heute unsere (politische) Wirklichkeit zu konstruieren und zusammenzuhalten versuchen, tatsächlich eine mögliche Wirklichkeit sind, dass mit ihnen zumindest etwas mögliches Wirkliches bezeichnet ist.
Dieser Glaube ist eine quasi-religiöse Annahme, die durch nichts Wirkliches gestützt werden kann. Die in den Begriffen Subjekt, Person oder Individuum angenommene Möglichkeit formaler oder substanzieller Einheit, Unteilbarkeit, Stabilität entspricht keiner wirklichen und auch keiner möglichen Wirklichkeit. Was das letztlich für die mögliche Einheit, Unteilbarkeit und Stabilität unserer (politischen) Wirklichkeitskonstruktionen bedeutet, lässt sich leicht vorstellen. Auf Sand gebaut.

Anmerkung: Die gesamte Kantische Transzendentalphilosophie steht und fällt mit der quasi-religiösen Annahme, Behauptung, Forderung, dass das, was als Bedingung Wirklichkeit überhaupt erst möglich macht, eben darum gültig und damit wirklich sein muss. Der alte religiöse Handstreich also, lediglich in säkularisierter, konsequent verdiesseitigter Fassung.

Nachbemerkung: Die hier angedeutete Kritik schließt nicht aus, dass wir auf dem Weg hinein in ein Jenseits der Gültigkeiten durchaus vorläufig auf Gültigkeitsfiktionen wie Subjekt, Person oder Individuum setzen können. Vermutlich müssen wir das sogar. Es muss uns allerdings bewusst sein und bleiben, was wir da tun.

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