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Donnerstag, 4. Juli 2019

504

Zu Nr. 503: Was hier vorläufig angedeutet ist, gilt selbstverständlich nicht für jede christlich imprägnierte Kultur, auch nicht für jede islamisch imprägnierte Kultur. Die christliche Sucht nach Endgültigkeit findet sich vor allem im (erweiterten) kontinentaleuropäischen, die islamische Flucht vor der Endgültigkeit findet sich vor allem im (erweiterten) arabischen Raum.
Wenn sich die Heuristik der geordneten Sesshaftigkeit einerseits und die Heuristik der offenen Pilgerschaft andererseits tatsächlich als treffend erweist, dann lässt sich damit etwa erklären, warum die kontinentaleuropäische Interpretation und Praxis zwar eine gewisse Attraktivität in den arabischen Kulturraum ausstrahlt, hier jedoch auf Dauer kulturell keinen An- und Rückhalt finden kann. Erklären lässt sich etwa das unvermeidliche Scheitern des sogenannten Arabischen Frühlings, auch das unvermeidliche Scheitern der Gründung und Sicherung eines sogenannten Islamischen Staates. Erklären lässt sich aber auch, warum Muslime einer bestimmten Kulturprägung, die im europäischen Kontext leben, unvermeidlich in subkulturelle Milieus ausweichen und hier abseits der europäischen Ordnungsvorstellungen ihr eigenes Ding drehen müssen.

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