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Mittwoch, 28. September 2016

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Repräsentatives Leben ist immer Funktion irgendeiner Rationalität zur Herstellung irgendeiner Identität, einer Identität von Existenz oder gar Sein mit irgendeiner Vorgabe oder mit irgendeinem Vorhaben.

Die jeweiligen Rationalitäten können durchaus plural, strittig oder sogar in sich widersprüchlich sein. Und doch stellen sie immer mehr oder weniger sichere und vermittelbare Gründe zur Verfügung. Repräsentatives Leben ist begründetes Leben, ein nach Gründen funktionierendes, ein Gründen gehorchendes Leben.
Repräsentatives Leben hat also Gruben, wie die Füchse, es hat Nester, wie die Vögel unter dem Himmel. Reservatives Leben dagegen hat nichts, wohin es sein Haupt legen, wohin es sich zurückziehen und worin es sich absichern könnte. Es „gründet“ im ungesicherten Wagnis, die Weltwirklichkeit als aufgehoben und überwunden, als ungültig interpretieren zu dürfen. Diese Interpretation setzt keine hermeneutische und keine lebenspraktische Maschine in Gang. Da wird nichts, angetrieben durch eine bestimmte Rationalität, realisiert, da wird nicht auf Identität gezielt, weder auf eine Identität der Vorgabe noch auf eine Identität des Vorhabens.
Reservatives Leben will auf nichts hinaus. Reservatives Leben ist das unausgesetzte Wagnis unausgesetzten Entscheidens im jeweiligen Hier und Jetzt – ohne, dass für die jeweilige Entscheidung sichere oder gar vermittelbare Gründe angegeben werden könnten. Wie sich reservatives Leben hier und jetzt konkret zu äußern hat, muss im Hier und Jetzt für das Hier und Jetzt stets neu entschieden werden. Dabei ist reservatives Leben nicht etwa asketisches Leben. Es beschreitet vielmehr die haarfeine Linie des Wirklichkeitsgebrauchs, den schmalen Weg der Freiheit, der eben nicht Funktion ist, auf dem reservativ Lebende der Wirklichkeit nicht gehorchen, sich nicht von ihr gebrauchen lassen, auf dem sie nicht mehr Funktion irgendeiner Rationalität sind – weder einer Rationalität der Verbesserung, noch einer Rationalität der Verweigerung.

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