Der Text erinnert mich an Luthers antirevolutionäres Diktum aus der Kriegsleute-Schrift: „Die Obrigkeit ändern und die Obrigkeit bessern sind zwei verschiedene Dinge, so weit getrennt wie Himmel und Erde. Das Ändern kann leicht geschehen. Das Bessern ist schwierig und gefährlich.“ Dazu erzählt Luther eine kleine Geschichte: „Eine Witwe betete aufs andächtigste für ihren Tyrannen, Gott möge ihn lange leben lassen usw. Der Tyrann hörte das und wunderte sich, weil er wohl wusste, dass er ihr viel Leid angetan hatte und ein solches Gebet selten vorkommt. Denn im allgemeinen pflegt das Gebet für den Tyrannen nicht so zu lauten. Er fragte sie, warum sie so für ihn bete. Sie antwortete: Als dein Großvater lebte, hatte ich zehn Kühe. Er nahm mir zwei. Da betete ich gegen ihn, damit er stürbe und dein Vater Herr würde. Als das geschah, nahm mir dein Vater drei Kühe. Wieder betete ich, damit du Herr wurdest und er stürbe. Nun hast du mir vier Kühe genommen. Deshalb bitte ich nun für dich. Denn ich fürchte, wer nach dir kommt, nimmt mir auch die letzte Kuh mit allem, was ich habe.“
Luthers Diktum lässt sich erweitern, lässt sich als Warnung begreifen vor den vermeintlichen Segnungen des Fortschritts an sich. Die Dinge ändern und die Dinge bessern sind zwei verschiedene Dinge, so weit getrennt wie Himmel und Erde.
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