Jede Interpretation, jeder Glaube steht einer kaum über- und durchschaubaren Wirklichkeit natürlicher und geschaffener Gesetze gegenüber, die Wollen und Tun zu bestimmen versuchen. Tatsächlich gefordert ist der Glaube erst dann, wenn er sich gegen die Wirklichkeit praktisch durchsetzen muss. Wenn er zu Wollen und Tun treiben muss gegen die Gesetze der Existenz, des Seins, der Kultur, des Milieus oder des Ereignisses. Wenn er gegen die zu Wollen und Tun treibenden Gesetze der Existenz, des Seins, der Kultur, des Milieus oder des Ereignisses zu Warten und Stille befähigen muss. Eine Interpretation, ein Glaube muss letztlich so stark sein, dass er sich auch gegen die Wirklichkeit natürlicher und geschaffener Gesetze praktisch zu behaupten vermag (das ist der Anspruch an jede ethische Theorie, an jedes normativ-ethische Interpretationssystem, an jeden praktisch-normativen Glauben).
Es lässt sich kaum ein stärkerer Glaube denken als der reservative. Gleich nach ihm kommt wohl Kohelets Nihilismus.
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