Es ist eine verzwickt-verzweifelte Sache – dieses (reformatorisch gedachte) Ineinander und Zueinander von Interpretation und Tat. Es gilt: Die Tat setzt die Interpretation voraus. Die fehlende Interpretation versperrt den Zugang zur Tat. Es gilt aber auch und zugleich: Die Interpretation setzt die Tat voraus. Die fehlende Tat versperrt den Zugang zur Interpretation. Interpretation und Tat stehen sich also zunächst und immer wieder wechselseitig im Weg. Dieser Knoten lässt sich nicht lösen, er muss (immer wieder) zerschlagen werden. Wenn dies geschieht, wenn sich dies ereignet, dann lässt sich wohl von Gnade sprechen, vom Ereignis der Gnade, vom Raum- und Zeitpunkt, an dem Gnade emergiert, an dem Glaube und Gehorsam zugleich möglich werden.
Raum- und Zeitpunkt der Gnade sind unverfügbar. Angesichts der Unfähigkeit zu glauben oder der Unfähigkeit zu gehorchen bleibt uns daher bisweilen das Schweigen, bisweilen die Ermutigung oder gar der Befehl zu glauben, bisweilen die Ermutigung oder gar der Befehl zu gehorchen. Wann uns was bleibt, ist stets ein Wagnis.
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