Die Wirklichkeit ist widerständig. Warum ist das so? Oder anders: Warum nehmen wir das so wahr? Wirklichkeit ist und läuft ja bloß so, wie sie ist. Widerständig wird sie erst in unserer Wahrnehmung, in unserem Vernehmen, in unserer Vernunft. Unsere Vernunft ist offenbar unser Problem. Durch sie haben wir es immer mit zwei Wirklichkeiten zu tun: mit einer tatsächlichen Wirklichkeit und mit einer vernommenen, gedachten, interpretierten Wirklichkeit. Unsere Interpretation von Wirklichkeit ist vielfältig und bei jedem Menschen ganz unterschiedlich bestimmt und ausgerichtet. Aber zumindest zwei Merkmale scheinen unseren Interpretationen doch gemeinsam zu sein: Wir versuchen, der vorgefundenen Wirklichkeit eine Struktur und einen Sinn zu geben, wir versuchen, sie als mögliche Einheit zu denken. Und wir versuchen, die vorgefundene Wirklichkeit unserem Sinnentwurf entsprechend zu gestalten, wir versuchen, ihr das abzuringen, was wir üblicherweise als Glück bezeichnen.
Unsere Vernunft nötigt uns zur Wirklichkeitsinterpretation, und sie nötigt uns zu dem Versuch, Macht zu ergreifen - über uns selbst, über andere, über den Lauf der Dinge. Als Menschen stehen wir im Kampf mit der Wirklichkeit. Und das hat Folgen. Schwerwiegende Folgen - für uns selbst, für andere und den Lauf der Dinge.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen