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Freitag, 26. November 2021

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In der vergangenen Woche wurde ich unfreiwilligerweise in eine dieser für mich so befremdlichen Gender-Debatten hineingezogen. Und weil sich meine (!) Gegenüber bislang noch nicht einmal im Ansatz mit meinem Denken beschäftigt hat, wurde mir meine Distanz zum populären Gender-Diskurs rasch als Selbstimmunisierung eines alten weißen Mannes ausgelegt, der seine abstrakten Anfragen nur deshalb formulieren kann, weil er aus einem privilegierten Status heraus argumentiert, den ihm vor allem sein Geschlecht ermöglicht hat. Aus guten Gründen habe ich das Gespräch möglichst rasch leer laufen lassen. Ich hätte meiner Gegenüber wohl sagen können: Tolle, lege! Aber das hätte ihr zu viel zugemutet. Noch.

In mir hinterlässt der kleine Disput vor allem zwei Wahrnehmungen: Zunächst ist mir der Kampfmodus völlig fremd, in dem derartige Debatten geführt werden. Ich streite nicht mehr über Gültigkeiten. Wie und warum auch? Und: In meiner Interpretation bleibt die durch Gleich-Gültigkeit hergestellte Gleichheit der Geschlechter weit hinter der Gleichheit zurück, die durch den Zugang der Gleich-Ungültigkeit möglich würde. Der Gleich-Gültigkeits-Gleichstellungsdiskurs verharrt im Schema der konfrontativen Anspruchsbehauptung. Der Gleich-Ungültigkeits-Gleichheitsdiskurs dagegen würde das eröffnen, was der aktuelle Gender-Krieg keinesfalls und niemals ermöglichen wird: eine veränderte Form der willentlichen Zuwendung und Gemeinschaft ganz unabhängig auch vom Geschlecht.

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