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Freitag, 12. November 2021

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Mitten in seiner Enttäuschung an Gott und Welt, an der Wirklichkeit des Göttlichen in der realen Welt, bleiben dem existenziell Gottsuchenden letztlich nur drei Auswege: der Kompromiss, die Mystik oder die Entzauberung.

Kompromiss meint, unablässig zwischen zwei Welten pendeln, zwischen einer real gottlosen Welt und einer fiktiv göttlichen Welt.
Mystik meint, die reale Welt göttlich durchtränken, Gott oder das Göttliche als hinter und in allem verborgenes Geheimnis wahrnehmen oder erwarten.
Entzauberung meint, die reale Welt restlos entgöttern, Gott oder das Göttliche in nichts Weltwirklichem mehr wahrnehmen oder erwarten.

Welchen Weg der ernsthaft Gottsuchende wählt, hat immer auch sehr viel mit seiner Natur zu tun. Jeder Gottsuchende tröstet sich in seiner Gottesenttäuschung auf seine je eigene Weise.

Mir selbst bleibt allein die Entzauberung. Für den Kompromiss bin ich zu widerspenstig, für die Mystik bin ich zu nüchtern. Entzauberung kann für mich, den existenziell Gottsuchenden, allerdings allein bedeuten, durch Weltentgötterung Raum schaffen für einen ganz anderen Gott, für Gott den ganz Anderen. Ob und inwiefern dieser unbekannte Gott, dieser unbedingt Unbekannte noch Trost, ob und inwiefern er überhaupt noch irgendwie relevant sein kann – um eben diese Frage kreisen alle Suchbewegungen meines Blogs.

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