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Freitag, 26. November 2021

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Zu Nr. 779: So unangenehm wie Wertschätzung und Dankbarkeit, so unangenehm sind mir Geschenke. Sowohl in der Rolle des Gebenden, noch viel mehr aber in der Rolle des Empfangenden.
In meiner Interpretation repräsentiert ein Geschenk eine willentliche personale Beziehung. Ohne willentliche personale Beziehung ist ein Geschenk überflüssig oder gar unpassend, irreführend oder heuchlerisch ausgehändigter Repräsentant des Nichts.
Soll sich dagegen im Geschenk willentliche personale Beziehung ausdrücken, dann kann das Geschenk, wenn ich Gebender bin, nur völlig unzureichend darstellen, was ich geben will. Bin ich Empfangender, dann ist mir das Geschenk immer bloß kümmerliches Symbol für das, was ich an willentlicher personaler Beziehung erwarte. Erinnerung daran, dass ich nicht empfangen werde, was ich zu empfangen erhoffe.
Geschenke sind mir also unangenehm, weil sie für mich vor allem Repräsentanten des Schmerzes sind, den mir die unvermeidliche und unüberbrückbare personale Differenz zwischen Menschen bereitet. Geschenke bereiten mir Schmerzen, nicht Freude. Ausnahmen sind sehr selten.

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