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Donnerstag, 19. August 2021

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Alles Denken, zumindest das religiöse und metaphysische, lässt sich als Versuch interpretieren, Enttäuschung zu vermeiden oder Enttäuschung zu verarbeiten. Denkend entwerfen wir Erzählungen, mit deren Hilfe wir die künftige Wirklichkeit unserer Hoffnungen sicherzustellen oder unseren erfahrenen Hoffnungsverlust zu handhaben versuchen. Alles Denken ist damit immer eine Form der Distanzierung vom Wirklichen. Denkend sind wir unausgesetzt darum bemüht, der unmittelbaren, schmerzhaften Wahrheit des Wirklichen auszuweichen, zu entkommen.

Nachgedanke: Manchmal frage ich mich, ob Menschen wie Kant auch bereit gewesen wären, ihre im Laufe ihres Lebens und Denkens entwickelte Wirklichkeitserzählung über Bord zu werfen – gesetzt den Fall, die Wirklichkeit wäre ihnen gnädig gewesen und ihre Hoffnungen wären ohne ihr Zutun tatsächlich wirklich geworden. Ich jedenfalls trage diese Bereitschaft nach wie vor in mir. Weil mir das, was ich zu denken genötigt bin, nach wie vor nicht gefällt. Und es gelingt mir schlechtweg nicht, meine Wirklichkeitshoffnungen, die ich natürlicherweise in mir trage, denkend abzutöten.

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