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Mittwoch, 18. August 2021

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Eine kurze Vorbeobachtung zu einem übergroßen Vorhaben (siehe Nr. 737 und 740): Die Aufgabe, sich einer prä-religiösen, prä-metaphysischen Interpretation des Wirklichen neu anzunähern, ist besonders eindringlich vorweggenommen in der symbolisch so aufgeladenen und schwer zu entschlüsselnden Verhältnisbestimmung von Verheißung und Gesetz, die Paulus in Gal 3 andeutet und in Gal 4 und 5 gerade auch für die Lebenspraxis zu entfalten versucht.
Erste, ganz vorläufige Fragen, die sich hier stellen: Was ist die abrahamitische Verheißungserzählung? Was meint es, prä-gesetzlich (prä-religiös, prä-metaphysisch) aus Verheißung zu leben? Ist prä-gesetzliche Existenz auch jenseits des Gesetzes denkbar, möglich? Wie lässt sich diese Existenz vorstellen – wo wir doch als Existierende in Interpretation und Praxis vollgesogen sind mit Gesetz, mit den Prägungen des Gesetzes, wo wir zugleich von Existierenden eingehüllt, eingeschlossen sind, die nichts anderes kennen und exekutieren als das Gesetz, und dies selbst in post-gesetzlichen Gewändern? Ist, wie ist es möglich, in Interpretation und Praxis dem Schema des Gesetzes, das seine Aufgabe an uns erfüllt hat, endgültig zu entrinnen?
Im Grunde genommen präzisiert also die Frage nach prä-religiöser, prä-metaphysischer Existenz noch einmal die Frage nach dem richtigen Leben im falschen.

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