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Montag, 29. Januar 2018

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Angesichts einer sich verschärfenden Zumutung reservativen Ausharrens heute die Erinnerung an Bonhoeffers Formulierung eines Glaubens, der das Walten Gottes in der Geschichte behauptet. Paradox: Tatsächlich behauptet Bonhoeffer in seinem Glaubensbekenntnis einen repräsentativ nicht (mehr) zu verortenden, einen repräsentativ nicht (mehr) dingfest zu machenden Gott. Das Bekenntnis ist eingewoben in einen der stärksten Texte Bonhoeffers: Nach zehn Jahren, geschrieben an der Jahreswende 1942/43, wenige Monate vor seiner Verhaftung. Teile des Bekenntnisses hingen einst über unserem heimischen Küchentisch.

„Ich glaube, daß Gott aus allem, auch aus dem Bösesten, Gutes entstehen lassen kann und will. Dafür braucht er Menschen, die sich alle Dinge zum Besten dienen lassen. Ich glaube, daß Gott uns in jeder Notlage soviel Widerstandskraft geben will, wie wir brauchen. Aber er gibt sie nicht im voraus, damit wir uns nicht auf uns selbst, sondern allein auf ihn verlassen. In solchem Glauben müßte alle Angst vor der Zukunft überwunden sein. Ich glaube, daß auch unsere Fehler und Irrtümer nicht vergeblich sind, und daß es Gott nicht schwerer ist mit ihnen fertig zu werden, als mit unseren vermeintlichen Guttaten. Ich glaube, daß Gott kein zeitloses Fatum ist, sondern daß er auf aufrichtige Gebete und verantwortliche Taten wartet und antwortet.“

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