Spätestens an den Grenzen der Natur, an den Grenzen unserer Natur wird dieser Glaube erschüttert. Also dort, wo Gebet definitiv nichts oder nichts mehr ausrichtet, wo Gebet allein noch das zu wirken vermag, was es tatsächlich wirken kann und wohl auch wirken soll: Verwandlung unserer Haltung zur Wirklichkeit und in der Wirklichkeit, totale Unterwerfung unter die Gotteswirklichkeit, unter ihren verungültigenden Anspruch. Aber auch dies nicht im Sinne einer Transformation unserer eigenen Natur, sondern im Sinne einer immer wieder erneuerten Erinnerung, einer kämpfend errungenen Selbstvergewisserung des Ungültigkeitsglaubens.
Erste Nachfrage: Kann Gebetserhörung tatsächlich abhängen von natürlichen Rahmenbedingungen, von natürlichen Grenzen? Soll Gebet nicht gerade diese Grenzen durchbrechen, überwinden?
Zweite Nachfrage: Warum erwartet der bittend oder fürbittend betende Glaubende eigentlich immer bloß etwas innerhalb der Grenzen dessen, was weltwirklich sein, was in der Welt der Fall sein kann? Leben, Gesundheit, Glück, Erfolg? Irgendetwas weltwirklich Wünschbares und wünschenswert Erscheinendes? Warum hält selbst der Ereignis oder Transformation erwartende Beter ein Gebet als creatio ex nihilo für absurd?
Dritte Nachfrage: Ist nicht der Ausruf „Maranatha“, „Unser Herr, komm“, das erinnernde Gebet der ersten messianisch Glaubenden, der ersten Interpretation des messianischen Ereignisses, das einzig verbleibende Gebet dieser Interpretation, das dem messianisch Glaubenden alleine noch mögliche Gebet? Und wird sich dieses Gebet nicht einst als creatio ex nihilo im eigentlichen Sinne erwiesen haben?
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