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Freitag, 10. November 2017

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Vorhin im Radio ein Beitrag zur Krise des Ehrenamtes in Bayern – am Beispiel eines Ortes, in dem nun der Bürgermeister und der Pfarrer den Vorsitz des Sportvereins übernommen haben. Weil sich sonst niemand gefunden hat. Nach dem Beitrag ein leidenschaftlich werbendes Votum der Moderatorin: „Ich selbst habe auch 12 Jahre lang ein Ehrenamt ausgeübt. Und ich kann Euch nur sagen: Es lohnt sich!“
Eine Weile denke ich über den Begriff des Ehrenamtes nach – über das (vielleicht typisch deutsche) Bedürfnis, jedes ökonomisch nicht notwendige Für-andere-da-Sein zu Verbeamten und dem Dienst in diesem Amt zumindest so etwas wie Ehre in Aussicht zu stellen. Nachdenklich macht mich aber vor allem das Votum der Moderatorin. Ist es nicht gerade die Eigentümlichkeit des Für-andere-da-Seins auch in einem Ehrenamt, dass es sich nicht lohnt, dass der Da-Seiende ausdrücklich auf Lohn verzichtet? Keinen Lohn erwartet? Auch ohne jeden Lohn da ist? Dass er da ist, selbst wenn er keine Ehre, noch nicht einmal Dankbarkeit erfährt? Dass er sogar da ist, wenn es etwas, vielleicht sogar viel kostet?
Was könnte eine Antwort auf die Krise des Ehrenamtes sein? Es müsste gelingen, das Für-andere-da-Sein dem ökonomischen Diktat zu entwinden. Und vielleicht müsste dieser Prozess bei der Verabschiedung des Begriffs selbst einsetzen.

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