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Mittwoch, 25. Dezember 2024

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Neulich noch einmal einen Podcast mit Markus Gabriel gehört, einem in Bonn lehrenden Philosophen, dessen Denken ich seit einigen Jahren aus der Ferne beiläufig verfolge. Ich lausche und lese Gabriel stets mit Bewunderung und Bedauern zugleich. Er ist ein hochbegabter und beeindruckender Sprachspieler, der komplexe Sätze mit einer Leichtigkeit zusammenfügt, die andere allenfalls beim Stapeln von Bauklötzen an den Tag legen. Bedauerlich ist jedoch, dass Gabriel tatsächlich an seine Sätze zu glauben scheint, dass er sich gewissermaßen selbst in ihnen verstrickt und gefangen setzt. Er fällt seiner eigenen Hochgeschwindigkeitsphilosophie zum Opfer, in der sich die Leichtigkeit zur Fieberhaftigkeit wendet. Was Gabriel aber nach meiner Wahrnehmung vor allem fehlt, ist die Ironie im Selbstverhältnis. Ihm fehlt das, was sich etwa bei Richard Rorty hier und da andeutet: das ironische Verhältnis auch zu den eigenen Sätzen, insbesondere dann, wenn sie sich zum System auszuwachsen drohen.

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