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Sonntag, 29. Dezember 2019

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In den kommenden Wochen will ich mich noch einmal Nietzsche zuwenden, noch einmal seinem Denken nachdenken. Man kann verschiedene Zugänge zu Nietzsche finden, man kann ihn ganz unterschiedlich, auch ganz fragwürdig ausdeuten. Mir selbst war Nietzsche immer hilfreich als hellsichtiger Diagnostiker seiner kommenden und unserer gegenwärtigen Kultur. Und ich habe Nietzsche immer in selbstdemütigender Absicht gelesen, habe ihn als vehementen Einspruch gerade gegen unseren (meinen) traditionellen christlichen und unseren (meinen) modernen säkularen Dünkel wahrnehmen können.
Ein eindrückliches Beispiel – der Auftakt zu Über Wahrheit und Lüge im außermoralischen Sinn: „In irgendeinem abgelegenen Winkel des in zahllosen Sonnensystemen flimmernd ausgegossenen Weltalls gab es einmal ein Gestirn, auf dem kluge Tiere das Erkennen erfanden. Es war die hochmütigste und verlogenste Minute der ‚Weltgeschichte‘; aber doch nur eine Minute. Nach wenigen Atemzügen der Natur erstarrte das Gestirn, und die klugen Tiere mußten sterben. – So könnte jemand eine Fabel erfinden und würde doch nicht genügend illustriert haben, wie kläglich, wie schattenhaft und flüchtig, wie zwecklos und beliebig sich der menschliche Intellekt innerhalb der Natur ausnimmt.“

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