Der Brexit ist nicht eine Frage von Recht und Unrecht, schon gar nicht eine Frage von Gut und Böse – wie es die politischen Moralisten gerne erscheinen lassen wollen. Im Brexit äußert sich lediglich die (durchaus verständliche) Sehnsucht nach einer politischen Wirklichkeitshandhabung, die sich uns unter Bedingungen der Globalisierung in all ihren Dimensionen und Facetten als Möglichkeit entzogen hat und sich nach wie vor unaufhaltsam entzieht. Brexit ist also eine Form von Wirklichkeitsflucht, ist Ausdruck der Hoffnung, eine unvermeidbar heraufziehende Wirklichkeit zuletzt doch nicht handhaben zu müssen.
Anmerkung: Der politische Moralismus ist übrigens auch eine Form von Wirklichkeitsflucht. Moderne Massengesellschaften unter Bedingungen der Globalisierung lassen sich nicht moralisieren. Es gibt keine Moralisierung der Massen. Es hat im 20. Jahrhundert zwei eindrückliche Versuche gegeben, den Folgen moderner Vermassung und Globalisierung mit Moralisierung zu begegnen: den Faschismus und den Kommunismus. Beide Versuche konnten allein gewaltsam erreichen, was sie erreichen wollten. Beide Versuche waren von Beginn an zum Scheitern verurteilt und sind glücklicherweise auch gescheitert. Daran müssen sich gegenwärtig gerade auch jene politischen Moralisten erinnern lassen, die im Gewand der Liberalität und der Toleranz auftreten.
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