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Montag, 28. Januar 2019

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Böse oder gut. Darüber entscheidet nicht die Moral, auch nicht die Ethik als deskriptive oder normative Reflexionstheorie der Moral.

Böse und gut liegen außerhalb, sie liegen jenseits der Moral. Über böse und gut entscheiden eine außermoralische innere Haltung und eine außermoralische praktische Absicht als Bestimmungsgründe von Wille und Tat. Böse sind Wille und Tat, die jenseits der Moral repräsentativ bestimmt sind. In diese Richtung weisen etwa Nietzsches Wille zur Macht oder auch Carl Schmitts repräsentativer Dezisionismus. Gut sind Wille und Tat, die jenseits der Moral reservativ bestimmt sind. In dieser Richtung weisen etwa der paulinische Glaubensdezisionismus oder auch Dietrich Bonhoeffers freie verantwortliche Tat.

Erster Nachgedanke: Böse und gut haben nicht wenige Gemeinsamkeiten, oft sehen sie sich zum Verwechseln ähnlich. Gemeinsam ist ihnen vor allem die unendliche Distanz zur Moral (siehe auch Nr. 399).

Zweiter Nachgedanke: Jede Moral, jede Ethik ist immer auch Ausdruck der Angst vor der durch allgemeine Gründe nicht abzusichernden und nicht zu rechtfertigenden Entscheidung.

Dritter Nachgedanke: Die Moralischen sind nicht die Guten, die Unmoralischen sind nicht die Bösen. Wer Wille und Tat – positiv oder negativ – moralisch bestimmt, der gehört vielmehr zu den Lauen, der ist weder warm noch kalt, dem droht der Spucknapf (Offb 3, 15/16). Hierher gehört übrigens auch Luthers Satz, dass die Flüche der Gottlosen in Gottes Ohren manchmal besser klingen, als das Halleluja der Frommen.

Vierter Nachgedanke: Wer das Böse durch die Brille der Moral zu identifizieren, wer dem Bösen mit Moral zu begegnen versucht, der ist blind für das Böse und ist ihm zuletzt hilflos ausgeliefert.

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