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Sonntag, 13. Januar 2019

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Der nächste Bestimmungsversuch. Eine wesentliche Eigentümlichkeit des jesuanischen, noch mehr des paulinischen, noch viel mehr des reservativen Messianismus: Er hält dazu an und befähigt dazu, auf nichts mehr hinaus zu wollen. Mehr noch: Er hält dazu an und befähigt dazu, mit dem auf nichts mehr hinaus zu wollen auf nichts mehr hinaus zu wollen.

Das unterscheidet ihn fundamental von einem Messianismus, wie er etwa von Agamben gedacht wird. Und das ist wohl das Schwerste und Schmerzlichste, was dieser Messianismus abverlangt. Er verlangt, mit dem auf nichts mehr hinaus zu wollen auf nichts mehr hinaus zu wollen – und dies inmitten einer Wirklichkeit, in der Menschen als solche gar nicht anders können, als auf etwas hinaus zu wollen. Heute sogar in einer Wirklichkeit, die uns mehr denn je dazu nötigt, auf etwas hinaus zu wollen, in der wir normativ auf etwas hinaus müssen. Auf etwas Neues. Auf etwas Anderes.
Mit dem auf nichts mehr hinaus zu wollen auf nichts mehr hinaus zu wollen ist übrigens kein Prinzip gegeben, aus dem heraus Entscheidungen abgeleitet werden könnten. Reservativer Messianismus ist so etwas wie eine Haltung in der Wirklichkeit und gegenüber der Wirklichkeit, in der nicht eine einzige Entscheidung vorweg- oder abgenommen ist.

Nachsatz: Man könnte auch sagen, reservativer Messianismus sei nichts anderes als Liebe. Wer liebt, will auf nichts mehr hinaus. Solange wir auf etwas hinaus wollen, solange wir noch durch ein auf nichts mehr hinaus wollen auf etwas hinaus wollen, lieben wir nicht.

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