Vor dem Hintergrund dieser Interpretation ein Nachtrag zu Billy Graham, der gestern verstorben ist: Das religiöse Leitbild meiner Vatergeneration repräsentiert, auf seine spezifisch evangelikale Weise, letztlich nichts anderes als die repräsentative Verlockung selbst. Und nichts anderes als repräsentative Verlockung hat er gepredigt. Erschreckend. Eigentlich.
Donnerstag, 22. Februar 2018
358
Ein kurzer Gedanke, der theologisch zu entfalten wäre: Die biblische Erzählung von Schöpfung und Fall lässt sich anti-repräsentativ interpretieren. Gott stellt dem Menschen mit seinem Verbot, vom Baum der Erkenntnis zu essen, nicht etwa eine fragwürdige religiöse oder moralische Falle. Und der Sündenfall ist auch kein religiöser oder moralischer Abfall. Mit dem Verbot wird der Mensch vielmehr davor gewarnt, in die repräsentative Existenz hineinzufallen, in eine Existenz, in der er sich das Göttliche repräsentativ verfügbar macht (Früchte) und sich selbst in den Status erhebt, Repräsentant des Göttlichen zu sein (wie Gott). Warum diese Warnung? Weil der repräsentativ Existierende unterscheiden muss und damit in absoluter Differenz steht zum Göttlichen. Das ist die eigentliche Lüge der Schlange: sein wie Gott meint unterscheiden zwischen gut und böse. Dieser Lüge folgt, für diese Lüge steht bis heute jede Religion.
Abonnieren
Kommentare zum Post (Atom)
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen