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Dienstag, 31. Juli 2018

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Gut und Böse, Freiheit und Bindung, Liebe und Hass sind einander insofern gleich, als dass sie nicht universal bestimmt und bestimmbar sind. In ihren sichtbaren Äußerungen, in ihren Erscheinungen lassen sie sich daher bisweilen kaum voneinander unterscheiden: wenn sie dem Allgemeinen, dem Recht oder der Moral scheinbar Folge leisten, wenn sie Recht und Moral beugen, biegen oder auch brechen.
Und doch ist die Verschiedenheit von Gut und Böse, Freiheit und Bindung, Liebe und Hass eine totale ontologische Andersheit. Das Gute, das Freie, das Liebevolle ist das, was sich aus der Annahme der totalen Ungültigkeit aller Gültigkeiten im Hier und Jetzt als Einzelnes ereignet. Das Böse, das Gebundene, das Hassvolle ist dagegen das, was als Funktion einzelner Gültigkeiten unvermeidlich geschieht.
Falsch ist die Annahme, das Gute, das Freie, das Liebevolle lasse sich im Allgemeinen finden. Das Allgemeine formuliert bloß bestimmte Gültigkeiten als universale Gesetze. Das ist insofern verhängnisvoll, als dass so das Gute, die Freiheit, die Liebe als Ereignis des Einzelnen begrenzt, beengt, bedrängt wird. Und das ist insofern nutzlos, als dass das Böse, die Bindung, der Hass als Funktion einzelner Gültigkeiten nicht überwunden, sondern allenfalls notdürftig und immer bloß vorläufig kanalisiert wird.

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