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Mittwoch, 31. Mai 2017

290

Der Kampf der Wirklichkeiten wird schmerzhaft, wenn die Natur zur Flucht drängt und der Glaube auszuharren gebietet.

289

Eins will nicht zusammen gehen: reservativ leben und heimlich Händchenhalten mit der Weltwirklichkeit.

Sonntag, 28. Mai 2017

288

Gleich-Gültigkeit (Kreuz, Nihilismus) vorausgesetzt, sind Haltung, Wille und Tat vielfältig, eine gleich-gültige Wahl, die sich bei näherem Hinsehen als Gewählt-Werden durch diese oder jene Gültigkeit herausstellt.
Gleich-Ungültigkeit (Auferstehung, Reservation) vorausgesetzt, sind Haltung, Wille und Tat einfältig, eine allein noch verbleibende gleich-ungültige Wahl des Einen: Haltung, Wille und Tat der Liebe. Auch die Wahl des Einen stellt sich bei näherem Hinsehen als (schon immer) Gewählt-Sein heraus, als Gewählt-Sein durch die alles Gültige verungültigende Wirklichkeit: Gott.

Donnerstag, 25. Mai 2017

287

„Das ist aber das ewige Leben, dass sie dich, der du allein wahrer Gott bist, und den du gesandt hast, Jesus Messias, erkennen“ (Joh 17,3). Diesseitig interpretiert ist mit diesem Satz gesagt: Ewiges Leben meint keine wirkliche transzendente Existenz, die schon jetzt ins Weltwirkliche hineinragt, gewissermaßen als Ab- oder Vorabschattung. Ewiges Leben meint zunächst das durch das Messianische hindurch sich aufdrängende Zureinsichtkommen, das Kennen- und Anerkennenlernen Gottes als des ganz Anderen und insofern alleinig Wahren. In diesem Zureinsichtkommen wird das weltwirkliche Leben zugleich als aufgehoben begriffen. Ewiges Leben meint sodann ein weltwirkliches Leben, das als ein Ewiges im Sinne eines im ganz Anderen überwundenes Leben gelebt wird. Ewiges Leben ist so gesehen nichts anders als reservatives Leben.

Anmerkung: Es ist eine wenig hilfreiche Gewohnheit, bei der Lektüre biblischer Texte die Rede vom Ewigen stets religiös oder metaphysisch zu wenden. Damit wird dieser Rede unmittelbar die aufhebende und überwindende Spitze genommen.

Dienstag, 23. Mai 2017

286

Bei Max Weber und Ernst Troeltsch fällt mir immer wieder auf, dass beiden die Interpretationsfigur des verdrängten, unsichtbar werdenden Gottes noch nicht wirklich greifbar zu sein scheint – jene Figur, die später etwa bei Bonhoeffer oder auch bei Blumenberg eine so große diagnostische Kraft entwickelt.

Sonntag, 21. Mai 2017

285

Ich bin davon überzeugt, dass wir uns heute vom repräsentativen Weltanschauungssoldaten verabschieden müssen. Was ich damit meine, will ich kurz andeuten.

Freitag, 12. Mai 2017

284

Vielleicht doch an dieser Stelle einige grundsätzliche Anmerkungen zu den tagespolitischen Ereignissen rund um den tatsächlichen und vermeintlichen Rechtsradikalismus innerhalb der deutschen Streitkräfte.

Donnerstag, 4. Mai 2017

283

„Woran du nun, sage ich, dein Herz hängst und worauf du dich verlässt, das ist eigentlich dein Gott“, so Luther im Großen Katechismus.

Mittwoch, 3. Mai 2017

282

Eine Beobachtung, eine Vermutung: Dass wir in einer Wissensgesellschaft leben, dass also Wissen zunimmt und dem Einzelnen unmittelbar abrufbar zur Verfügung steht, ist kein Aufklärungsgewinn. Wissenswachstum und Wissensverfügbarkeit haben den paradoxen Effekt, dass sich der Einzelne Wissen nicht mehr aneignet, es vermehrt und kritisch reflektiert, sondern dass Wissen abrufbar gehalten und nach Abruf und hastigem Gebrauch an den Ort der Abrufbarkeit zurückverwiesen wird. Wissensgesellschaften sind damit nicht zunehmend aufgeklärte, sondern zunehmend unmündige Gesellschaften.