Seiten

Donnerstag, 12. Januar 2017

222

„Niemand will soviel Reformen durchführen wie Kinder“ (Franz Kafka). Aber alle Reform des einzelnen Kindes stößt auf die Beweisführung und Gewalt des Allgemeinen. Bei Kafka wird einem Jungen, der des Nachts noch lesen will, das Gas des Leuchters abgedreht. Ihm wird erklärt: „Alle gehen schlafen, also mußt auch Du schlafen gehen.“

Erwachsen werden scheint also zu meinen, sich dem Allgemeinen zu beugen, sich selbst in das vorgegebene Allgemeine einzufunktionalisieren. Seit Kant wird uns dieser Prozess als Mündigwerden verkauft. Tatsächlich aber ist das Allgemeine das Ende des Einzelnen und zugleich das Ende der Mündigkeit.
Mündige Einzelne sind nun aber nicht Verweigerer und Revolutionäre. Verweigerer und Revolutionäre sind nichts anderes als bockige Kinder, die dem vorgefundenen Allgemeinen zu trotzen versuchen. Mündige Einzelne dagegen kennen und achten das Allgemeine, lassen sich aber nicht von ihm gebrauchen, sondern gebrauchen es reservativ. Und im reservativen Gebrauch des Allgemeinen wendet sich alles. Beweisführung und Gewalt des Allgemeinen werden subversiv dispensiert, außer Kraft gesetzt. Sie bleiben, werden aber ihrer Macht beraubt.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen