Während ich die überflüssige, ärgerliche und störende Blutung stille, erinnere ich mich an die drei treibenden Vorstellungen, an die besonders mitreißenden Bilder menschlichen Bewusstseins:
An die Vorstellung, die Kausalitäten der Wirklichkeit seien Äußerung einer vorgegebenen oder Instrument einer herstellbaren Harmonie der Dinge. Die Vorstellung also von Glück, etwa im ökonomischen oder auch im ethischen Sinne.
An die Vorstellung, in die Kausalketten der Wirklichkeit hinein würde gelegentlich von irgendwoher ein neuer Anfang gesetzt oder dieser Anfang ließe sich gelegentlich setzen. Die Vorstellung also von Gnade im religiösen oder von Freiheit im metaphysischen Sinne.
Und schließlich an die Vorstellung, jede Kausalität der Wirklichkeit sei Teil einer größeren, vielleicht sogar einer ganz großen Erzählung. Die Vorstellung also von einer geschlossenen oder schließbaren Rationalität, die Vorstellung von Bedeutsamkeit, von einem der Wirklichkeit eingewobenen oder einzuwebenden Sinn.
Während ich die überflüssige, ärgerliche und störende Blutung stille, frage ich mich zugleich, wie sich die treibenden und mitreißenden Vorstellungen unseres Bewusstseins angesichts der kleinen Verletzungen an meiner Hand überhaupt halten lassen. Bei Licht betrachtet müssten sie bereits an dieser Kleinigkeit zerschellen. Aber unser Bewusstsein ist widerständig. Wir klammern uns an das als ob seiner Bilder, weil wir die Gefahr wittern, uns ohne diese Bilder in den Kausalitäten der Wirklichkeit nicht halten zu können. Diese Witterung darf nicht unterschätzt werden. Sie ist der vielleicht stärkste Feind reservativen Denkens und Lebens.
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