Dagegen wird mir selbst in den vergangenen Tagen das entlastende Moment reservativer Ethik (eigentlich eine contradictio in adiecto) immer deutlicher und wichtiger. Sicher: Die reservative Interpretation fordert unausgesetzte Verantwortung, eine Antwort auf jedes sich stellende Hier und Jetzt. Aber diese Antwort kann eben auch ein Ruhen sein, eine Stille, ein Warten auf das Kommende. Vielleicht ist reservativ begriffene Verantwortung sogar vor allem dies: ein Nicht-zuständig-Sein für den Lauf der Menschen und Dinge.
Die alten Pietisten gehören wohl zu den Letzten, die im Vorfeld des konstruktivistischen Aktivismus der Moderne auf ihre eigentümliche Weise noch eine Ahnung hatten von dieser Nichtzuständigkeit: Gott sitzt im Regimente. Es muss erbeten sein (Paul Gerhardt).
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