Zum einen: Der im Gazastreifen in besonderer Weise eskalierende Streit zwischen Juden und Muslimen ist ein dramatisches Beispiel dafür, was unvermeidlich wird, wenn Menschen und Völker sich von einer nomadischen Existenzweise verabschieden, sich stattdessen den Gültigkeiten und Gesetzen des Wirklichen unterwerfen und diese überdies auch noch religiös aufladen. Das kann nur in zuletzt tödlichen Konfrontationen enden. Juden und Muslime in Israel und im Gazastreifen gehen den mosaischen, nicht den abrahamitischen Weg. Der abrahamitische, nomadische Weg wäre dieser: „Wenn du nach links willst, gehe ich nach rechts. Wenn du nach rechts willst, gehe ich nach links.“ Der mosaische Weg dagegen ist der Weg des Anspruchs und der Anspruchsbehauptung. Diesen Weg zu verlassen, scheint Juden wie Muslimen heute leider kaum noch möglich zu sein.
Zum anderen: Unter dem Primat moralischer und historischer Imperative, kann die deutsche Politik im aktuellen Gültigkeitsstreit zwischen Juden und Muslimen nicht anders, als sich eindeutig und damit einseitig zu positionieren. Es muss ihr jedoch klar sein, dass sie damit unvermeidlich in Widerspruch gerät mit den universalen normativen Ansprüchen, denen sie sich und die Welt üblicherweise unterwirft. Dieser Widerspruch wird sich nicht auflösen lassen. Das wird man sich und der Welt eingestehen, damit wird man irgendwie politisch umgehen müssen.
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