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Samstag, 4. November 2023

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Derridas différance ist für mich nicht bloß ein sprachphilosophisch erhellendes Symbol, sondern auch Zeichen einer unausgesetzten existenziellen Wahrnehmung – dies vor allem im Raum des unmittelbar Zwischenmenschlichen. Immer und überall Differenzerfahrung, das Bewusstsein der Nicht-Präsenz, der immerzu spannenden Nicht-Identität.
Nun ist mir diese Nicht-Identität oft einerlei, bisweilen ist sie mir sogar willkommenes Werkzeug, in dessen Handhabung ich mich übe. Es gibt jedoch auch Räume des Zwischenmenschlichen, in denen die Nicht-Identität mir geradezu körperliche Schmerzen bereitet. Weil die Sehnsucht nach Präsenz und Identität allzu groß ist. Hier verschafft die Erinnerung daran, dass Identität noch nicht einmal mit mir selbst möglich ist, zumindest ein wenig Linderung (siehe auch Nr. 34, 909).

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