Wem diese Gnade nicht gegeben ist (Heidegger und Benjamin sind Beispiele dafür, Karl Barth aber durchaus auch), der gerät als denkend Erwartender unvermeidlich auf die schiefe Bahn. Dessen Denken kann die notwendige Spannung zwischen wirklichem noch nicht und interpretiertem schon jetzt (als ob nicht) nicht halten, der wird auf die eine oder andere Weise früher oder später zum voreiligen Eschatologen, zum Ereignisdenker des Anderen im Hier und Jetzt.
Allerdings: Wer gar nicht erst denkend erwartet, wer nicht Denker des Ereignisses ist (wie etwa Cassirer), der bleibt ewig gefangen im Getriebe des jeweils Gegebenen und Werdenden, in dessen Erklärung, Anerkennung, vielleicht sogar Rechtfertigung. Das ist weniger dramatisch, weniger auffällig als das Getöse voreiliger Eschatologen, aber nicht minder ohnmächtig.
Erster Nachgedanke: Eine weitere bittere Gnade meines Denkweges liegt in der Erfahrung, dass sich das messianische Ereignis nicht zwingen, nicht konstruieren lässt. Jedes erzwungene Ereignis ist immer bloß ein schales, nicht selten gefährliches Surrogat.
Zweiter Nachgedanke: Vielleicht lohnt sich die Erinnerung, dass sich auch im ursprünglichen messianischen Ereignis, dass sich auch in Jesus Messias nicht eine einzige Wirklichkeitshoffnung (seiner Zeit) erfüllt, dass sich nicht eine einzige Erwartung materialisiert. Kreuz und Auferstehung sind das Ende weltwirklich wirklich werdender Verheißungen.
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