Seiten

Freitag, 10. August 2018

406

Titelgeschichte der aktuellen GEO-Ausgabe: „Denk dich glücklich!“ Die sich selbst als solche bezeichnende Philosophin Rebekka Reinhard schreibt über Philosophie als wieder populär gewordene Lebenshilfe, als Kraftquelle, als Sinnstiftung in einer beschleunigten und sinnentleerten Zeit.

Mittwoch, 8. August 2018

405

Zu Nr. 397: Es ist entschieden. Abgabe, nicht Aufgabe. Nun liegen zwei Intuitionen im Streit, die repräsentative und die reservative. Auf dem Weg, den ich gegangen bin, habe ich mich zumindest dafür offen gehalten, dass der Weg sinnvoll sein, dass er und die mit ihm verbundenen Mühen sich lohnen könnten. Andererseits ist eine wesentliche Wirkung des beschrittenen Weges die radikale Dekonstruktion, zuletzt die Aufhebung und Überwindung von Sinn und Lohn. In gewissem Sinne kann die Konsequenz des Weges allein die Abkehr, die Freiheit von Sinn und Lohn sein. Dieser reservativen Intuition muss nun Raum, vielleicht sogar so etwas wie Lebensraum geschaffen werden.

404

Es gibt einen Unterschied zwischen dem Versuch, sich selbst, wie man ist, zu handhaben, und dem Bemühen, aus sich selbst etwas zu machen, was man nicht ist.

403

Im Grunde genommen ist mein Denkweg nichts anderes als eine Auseinandersetzung mit der leitenden Hintergrundannahme des syllogismus practicus: Es gibt einen positiven Zusammenhang zwischen Glaube (im Sinne einer Interpretation) und Wirklichkeit (heute würde ich sagen: zwischen Evangelium und Gesetz). Das Geglaubte ist repräsentabel. Dass in einer bestimmten Weise geglaubt wird, hat bestimmte repräsentative Wirklichkeitswirkungen. Diese Annahme ist jedoch ebenso falsch, wie der syllogismus practicus selbst.

Dienstag, 7. August 2018

402

Seit gestern liegt eine Neuerscheinung auf meinem Schreibtisch, ein schmales Büchlein, in dem sich verschiedene Disziplinen auf einen Diskurs mit Otfried Höffe einlassen. Höffes Replik auf meinen eigenen Beitrag, eine (unausgesprochen) reservativ begründete Kritik des repräsentativen Liberalismus, ist respektvoll, zeugt aber deutlich von Unverständnis. Seine Gegenrede erinnert mich an Kuhns Idee des Paradigmenwechsels: Zwei Rationalitäten, die aus zwei sich ausschließenden Paradigmen geboren sind, sind inkommensurabel. Jeder Austausch muss misslingen, läuft unvermeidlich ins Leere, weil man sich in gewissem Sinne gar nichts (mehr) zu sagen hat. Verständigung unmöglich. Umso wichtiger erscheint es mir, sich selbst der Gefahren einer Abschließung der eigenen Rationalität bewusst zu bleiben und den Zugang offen zu halten für die immanenten Logiken alternativer Sprachspiele.

Samstag, 4. August 2018

401

Wer an der Überwindung des Repräsentativen arbeitet, darf nicht erwarten, dass das Repräsentative ihn dafür repräsentativ entlohnt.

Mittwoch, 1. August 2018

400

Ein warmer Sommerabend, ein nettes Sommerfest am Sommerfeuer. Zwei Damen neben mir unterhalten sich über Authentizität. Sie sind sich einig und ganz eifrig darin, sich wechselseitig zu bestätigen: Es ist immer besser, authentisch zu sein, das in Wort und Tat zu äußern, was in einem ist, eben so zu sein, wie man ist. Das ist offen und ehrlich. Man verbiegt sich nicht, frisst nichts in sich hinein. Und die anderen wissen immer, was Sache ist.